Montag, 28. Mai 2018

Astrid Lindgren: Die Brüder Löwenherz

- ein spannendes, aber auch düsteres Kinderbuch.

Lesen mit Mira

Wer kennt die Geschichten von Astrid Lindgren nicht? Pipi Langstrumpf hat mich ebenso durch meine Kindheit begleitet wie Ronja Räubertochter, Michel von Lönneberga oder die Kinder von Bullerbü. Ein zweites Mal durfte ich sie dann gemeinsam mit meinen Töchtern lesen. Um so schöner, dass Mira mir das Kinderbuch "Die Brüder Löwenherz" hat zukommen lassen, das ich noch nicht kenne.

Worum geht es?
Karl Löwe, ein kränklicher Junge, der bald sterben muss, wird von seinem älteren Bruder Jonathan getröstet, dass er nach seinem Tod in das Land "Nangijala" kommt.

"Dort ist noch die Zeit der Lagerfeuer und der Sagen, sagte Jonathan, denn gerade dort passiere ja all so was. Wenn man dort hinkomme, erlebe man von früh bis spät und sogar nachts Abenteuer." (7)

Krümel, wie Karl liebevoll von seinem Bruder genannt wird, freut sich auf dieses Land, in dem er nicht mehr krank sein wird.
Doch es ist Jonathan, der zuerst nach Nangijala kommt, denn das Haus der Familie Löwe gerät in Brand und beim Versuch Jonathans, seinen Bruder zu retten, kommt er ums Leben. Krümel ist zutiefst unglücklich, bis sein Bruder ihm eine weißen Taube schickt und ihn nach Nangijala ruft.

Dort warte ein altes Gehöft auf ihn, ein Reiterhof, das im Kirschtal liege und auf der Gartenpforte sei ein Schild angebracht: "Die Brüder Löwenherz" (19).

Zunächst scheint es das Paradies zu sein, Krümel ist gesund, ein Pferd wartet auf ihn und er kann mit seinem Bruder am Fluss sitzen und angeln. Doch dunkle Wolken brauen sich über dem Kirschtal zusammen. Die Taubenkönig Sophia erzählt Krümel, dass der böse Herrscher Tengil aus dem Land Karmanjaka, das in den Uralten Bergen hinter dem Fluss liege, das benachbarte Heckenrosental unterworfen habe und besetzt halte - mit Hilfe des Untiers Katla. Es könne nicht mehr lange dauern, bis auch das Kirschtal angegriffen werde und anscheinend gebe es im Tal einen Verräter, der mit den Tengilmännern zusammenarbeite, um einen gemeinsamen Kampf der Täler gegen Tengil zu verhindern. Jonathan entschließt sich, Orwar, einen Freiheitskämpfer aus dem Heckenrosental, aus der Katlahöhle zu befreien. Auf Krümels Frage, warum er dies tun müsse, antwortet er,

"Weil man sonst kein Mensch ist, sondern nur ein Häuflein Dreck." (59)

Und so machen sich die Brüder Löwenherz auf in ein gefährliches Abenteuer gegen den Tyrannen Tengil.

Bewertung
Das Kinderbuch ist sehr spannend und, was mich überrascht hat, sehr düster. Es erzählt von Heldentaten, von dem Glauben an Hoffnung, aber auch von der Grausamkeit eines Tyrannen, der Menschen gefangen hält, tötet und versklavt- und das in recht deutlichen Worten, so dass ich es Kindern eher vorlesen würde. Der Roman hat auch kein übliches Happy End, eher einen hoffnungsvollen Ausblick, über den man reden müsste.

In Interpretationen wird die Geschichte so gedeutet, dass sich der sterbende Krümel die Abenteuer in Nangijala ausdenkt, sich seiner Todesangst stellt und aus den bestandenen Prüfungen Mut schöpft. Das Licht, das er am Ende sieht, bedeute, dass er dem Tod entgegentritt.
Ein Thema, dem sich Lindgren in diesem Roman auf ungewöhnliche Art und Weise angenommen hat. Meines Erachtens stehen für Kinder jedoch die Abenteuer im Fantasieland im Vordergrund - ob ihnen bewusst ist, dass sich Krümel alles nur ausdenkt?
Auf jeden Fall ein lohnenswerte Lektüre, nicht nur für Kinder und Jugendliche.

Hier geht es zu Miras Rezension.

Buchdaten
Gebundene Ausgabe, 240 Seiten
Oetinger, 1974

Dienstag, 22. Mai 2018

Eshkol Nevo: Über uns

- drei Etagen, drei Geschichten, ein Roman?

Leserunde auf whachtaReadin

In der Diskussion hat uns eine der Teilnehmerinnen darauf aufmerksam gemacht, dass Nevo seinem "Roman" das psychoanalytische Modell Freuds zugrunde gelegt hat.

"Ein Seelenhaus mit seinen drei Etagen existiert in uns überhaupt nicht! Diese drei Etagen sind in der Luft zwischen uns und jemand anderem, im Abstand zwischen unserem Mund und dem Ohr desjenigen, dem wir unsere Geschichte erzählen." (315)


Drei Menschen, die in einem Haus wohnen, erzählen einer anderen Person von einem Ereignis, das ihr Leben auf den Kopf stellt. Drei Etagen, die für "Es", "Ich" und "Über-Ich" stehen, deren Geschichten jedoch nur lose miteinander verknüpft sind, so dass es sich eher um drei Erzählungen handelt, die aufgrund des theoretischen Überbaus miteinander verzahnt sind.

Erste Etage - "Es"
Arnon und Ayelet geben ab und zu ihre Tochter Ofri zu den Nachbarn Ruth und Hermann, einem älteren Rentnerpaar.

"Das sind ja höfliche, kultivierte Menschen, richtige Jeckes, er läuft zu Hause in Anzug und Kravatte rum, und sie ist Klavierlehrerin am Konservatorium, verwendet Ausdrücke wie gütigst." (10)

Arnon ist der Ich-Erzähler dieser Episode und spricht zu einem befreundeten Schriftsteller über ein Ereignis, das ihn sehr belastet.

"Die Anzeichen waren die ganze Zeit da gewesen, aber ich hab´s vorgezogen, sie zu ignorieren. Was ist praktischer als Nachbarn, die dir auf deine Tochter aufpassen?" (9)

- wenn man mal übereinander herfallen will. Als die zweite Tochter geboren wird, die unter gesundheitlichen Problemen leidet, benötigen die beiden Ruth und Hermann noch häufiger, obwohl bei Hermann deutliche Anzeichen von Demenz zu erkennen sind. Die sensible Ofri bemerkt es als Erstes und stellt fest: "Hermann ist kaputtgegangen." (16)

Arnon beschließt, dass Ofri nicht mehr allein bei Hermann bleiben kann. Es scheint, als ob er sich mehr Sorgen um sie macht als ihre Mutter. Das Verhältnis der beiden beschreibt Arnon als gespannt.
Doch dann muss er dringend zu seinem Spinning-Kurs, obwohl Ayelet noch nicht zuhause ist. Ofri bleibt bei Hermann und beide verschwinden - sie werden wohl behalten aufgefunden, doch Arnon vermutet, dass etwas geschehen ist.
Er lässt sich von seinen "Trieben" - Zerstörung und Sex - leiten und handelt völlig irrational, das Ende der Geschichte bleibt offen...

Zweite Etage - "Ich"
Chani, Mutter zweier Kinder, Liri und Nimrod, ist die Protagonistin der zweiten Geschichte. Sie schreibt einen Brief an ihre beste Freundin, die in den USA lebt. Seit der Geburt ihres zweiten Kindes ist Chani zuhause und fühlt sich allein. Sie glaubt, dass ihr Mann Assaf, der fast immer auf Geschäftsreisen ist, weswegen sie im Haus auch die "Witwe" genannt wird, sie nicht genügend unterstützt. Dafür führt sie zahlreiche Beispiele an, lässt aber auch fiktiv Assaf zu Wort kommen. Diese Passagen hören sich viel realistischer an, so dass man unsicher ist, wem man glauben kann.
Offenkundig ist sie in ihrer Mutterrolle unglücklich:

"Es gibt Lichtblicke, Glücksmomente, aber alles in allem laufe ich jetzt schon seit acht Jahren als wandelnde Sprengfalle durch die Gegend - ja, das ist das richtige Bild-, schleppe den Sprenggürtel meiner Hoffnung mit mir herum, die Aufgabe meistern zu können, an der meine Mutter gescheitert ist." (149)

Ein unvorhergesehenes Ereignis verändert Chanis Leben und ihre Ich-Identität. Assafs Bruder Eviatar, mit dem er keinen Kontakt hat, bittet sie um Hilfe. Er ist ein Immobilienmakler und hat sich verzockt. Jetzt wird er von seinen Gläubigern und der Polizei gesucht, trotzdem hilft ihm Chani. Warum? Weil er einen Draht zu den Kindern hat? Existiert Eviator wirklich, oder hat sich Chani, die permanent Angst hat, wie ihre Mutter verrückt zu werden, ihn nur erfunden?

An ihrer Freundin bewundert sie, dass sie eine "innere Ruhe [habe]. Die Ruhe einer Frau, die ihre Feld auf dem Schachbrett des Lebens gefunden hat." (125)


Dritte Etage - "Über-Ich"
In der letzten Episode steht die pensonierte Richterin Dvorah im Mittelpunkt, die ihre Geschichte auf eine Anrufbeantworterin (!) spricht, auf der die Stimme ihres verstorbenen Mannes zu hören ist. Das ist ihre Art mit ihm in Kontakt zu treten, ihm von den ungewöhnlichen Ereignissen ein Jahr nach seinem Tod zu erzählen.
Man erhält einen kurzen Einblick in die Geschehnisse im ersten und zweiten Stock, aber es gibt keine weitreichende Verbindung zwischen den Geschichten. Diese besteht in der räumlichen Nähe der Protagonisten, dem psychoanalytischen Ansatz und den Ereignissen, die jeweils das Leben der Ich-Erzähler*innen verändern.
Zu Dvorah: Sie sieht im Fernsehen, dass junge Menschen Zelte in Tel Aviv aufstellen, um gegen die Wohnungspreise zu demonstrieren. Kurzentschlossen macht sie sich auf den Weg, wird jedoch in der Menschenmenge ohnmächtig. Sie landet im Zelt einer jungen Frau, die sich um sie kümmert und als bekannt wird, dass sie juristischen Beistand leistet, ist sie eine gefragte Person. Über die junge Frau lernt sie den Geschäftsmann Avner Ashdot kennen, der ihr anbietet, ihre Wohnung im Gegenzug zu einer in der Innenstadt zu kaufen. Zuerst muss sie sich jedoch von ihrem "Über-Ich" befreien, der Meinung ihres Mannes, die sie in ihrem Kopf hört. Lange haben sie alles gemeinsam entschieden und Dvorah erkennt, dass er sie in manchen Entscheidungen überstimmt hat, aber auch, dass sie sich von ihm löst.

"Und dann spüre ich eine Leerstelle dort, wo du gewesen bist. Spüre, dass die ganze Wohnung eine Leerstelle ist für den Ort, an dem wir wir waren. Und dass ich, wenn ich hier wohnen bleibe, mich in den Spinnfäden deines Todes verfangen werde, die sich um mich herum ausbreiten, bis ich wie ein Insekt darin verende." (226)

Diese Geschichte, die mir am besten gefallen hat, erzählt von einem Aufbruch, von dem Versuch dem Leben auch im fortgeschrittenen Alter eine neue Richtung zu geben, aber auch von der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit - denn Dvorah hat einen erwachsenen Sohn, zu dem sie keinen Kontakt mehr hat.

Fazit?
Auch wenn die Erzählungen meines Erachtens stärker hätten verbunden sein können, damit man wirklich von einem Roman sprechen kann, gefällt mir die Idee, sie thematisch zu verknüpfen. Für sich gesehen erzählt jeweils ein Mensch von einschneidenden Erlebnissen in seinem Leben, die diesem eine neue Richtung geben werden. So ist jede Geschichte lesenswert, wenn auch die letzte allen in der Leserunde am besten gefallen hat.

Buchdaten
Gebundene Ausgabe, 318 Seiten
dtv, 12. Januar 2018

Freitag, 18. Mai 2018

Joel Dicker: Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert

- ein (Kriminal-) Roman mit überraschenden Wendungen.

Quelle: pixabay
Dieser Roman ist im Forum whatchaReadin schon mehrfach sehr positiv, geradezu euphorisch besprochen worden. Schon lange steht er auf meiner Wunschliste, diesen Monat habe ich mein Audible-Abo genutzt, um ihn endlich zu hören. Die Erwartungen waren hoch und sind noch übertroffen worden!


Worum geht es?
Marcus Goldman ist ein erfolgreicher Schriftsteller, gerade (Oktober 2008) hat er einen Roman über den Fall Harry Quebert geschrieben und wird überall in New York auf der Straße auf sein Buch angesprochen, das für Aufsehen gesorgt hat.

Wer ist dieser Harry Quebert?
Ein ebenfalls berühmter Schriftsteller, Marcus´ ehemaliger Dozent und sein Freund, der zurückgezogen an der Ostküste der USA, im Städtchen Aurora lebt. Der Kontakt zwischen den beiden ist nach Marcus Erfolg abgebrochen. Als er eine Schreibblockade hat und ihm jegliche Inspiration für einen neuen Roman fehlt, besucht er Harry, der ihn zu dem gemacht hat, was ihn als Schriftsteller auszeichnet.

Im Roman eingebettet sind immer wieder Lektionen, die Harry Marcus erteilt hat - rücklaufend von Lektion 31 bis zu Lektion eins, die das Ende eines Romans thematisiert und gleichzeitig den Schlusspunkt des vorliegenden Romans einleitet.

Während der Werdegang des Schriftstellers Marcus zunächst im Vordergrund steht, entwickelt sich die Geschichte unversehens zu einem Kriminalfall, denn ein schreckliches Ereignis erschüttert das Städtchen Aurora. Während Marcus Aufenthalt im Sommer 2008 wird in Harrys Garten die Leiche der schönen Nola gefunden, jenes 15-jährigen Mädchens, das am 30.August 1975 spurlos verschwunden ist. Da beim Skelett nur eine Tasche mit dem getippten Manuskript von Harrys erstem großen Roman "Der Ursprung des Übels" zusammen mit einer persönlichen Widmung - Adieu, allerliebste Nola - gefunden wird, landet Harry in Untersuchungshaft und soll des Mordes angeklagt werden.
Harry beichtet Marcus, dass er eine Beziehung zu dem 15-jährigen Mädchen in jenem Sommer hatte, beteuert aber seine Unschuld. In den Gesprächen zwischen den beiden im Gefängnis, die Marcus aufnimmt und die die Grundlage seines Romans werden, rekonstruiert Harry die außergewöhnliche Liebesgeschichte der beiden und malt ein leuchtendes Bild des Mädchens, in das er sich unsterblich verliebt hat und die ihn zu seinem Roman inspiriert hat, der von einer unmöglichen Liebe erzählt und Briefe enthält, die die beiden sich geschrieben haben.

Was ist an jenem Abend des 30.August 1975 geschehen, an dem nicht nur Nola verschwunden ist, sondern auch eine alleinstehende Witwe erschossen wurde? Sie hatte die Polizei informiert, dass ein Mann Nola in den Wald folge. Eine Weile später erreichte die Wache ein weiterer Anruf der Witwe, das Mädchen habe sich zu ihr geflüchtet. Als die Polizisten in ihrem Haus eintreffen, ist sie tot und Nola verschwunden - ein schwarzer Chevrolet Monte Carlo ist die einzige Spur, die die Polizei verfolgen kann - ohne Erfolg.
Marcus glaubt fest an die Unschuld seines Mentors und stellt eigene Nachforschungen in Aurora an, zuerst gegen den Willen des Ermittlers der Staatspolizei Gaholowood, bis er diesen mit seinen Ergebnissen überredet, fortan zusammenzuarbeiten. Letztlich überzeugen ihn die Drohbriefe, die Marcus erhält und die ihn auffordern zu verschwinden.
Wer hat ein Interesse daran, dass er keine Nachforschungen anstellt?Welche Rolle spielt der reiche  Geschäftsmann Stern und dessen Fahrer, der sich oft in Aurora herumgetrieben hat? Welche Rolle spielen Nolas Eltern, warum ist die Familie 1969 von Alabama nach Aurora umgezogen?
Marcus "wühlt" tief in der Vergangenheit, befragt Tamara Quinn, in deren Bar Harry Teile seines Romans geschrieben hat, weil Nola dort gearbeitet hat. Und deren Tochter Jenny unsterblich in Harry verliebt gewesen ist. Viele Fragen, denen Marcus und Gaholowood nachgehen. Immer neue Details werfen jeweils ein völlig anderes Licht auf den Fall, so dass man nicht mehr weiß, was denn die Wahrheit über den Fall Harry Quebert ist.

Nach vielen Irrungen, Wirrungen und unvermuteten Wendungen offenbart das Ende eine überraschende Antwort auf alle offenen Fragen.

Bewertung
Glaubt man zunächst, der Roman erzähle vom Werdegang eines Autors, vom Schreiben eines Buches, von den Problemen, die nach dem ersten großen Erfolg auftreten, vom Überwinden dieser Krise bis hin zum nächsten großen Erfolg, so überrascht die Wendung hin zu einem Kriminalfall um das mysteriöse Verschwinden von Nola und dem Fund der Leiche nach über 30 Jahren.

In den Vordergrund rückt die Frage, was an jenem 30.August 1975 wirklich geschehen ist und welche Ereignisse im Vorfeld dazu geführt haben. Viele Umwege gehen wir gemeinsam mit Marcus, immer wieder neue Hypothesen werden formuliert, verworfen, neue Details zwingen zum Umdenken.

Beim Hören fällt die außergewöhnliche Struktur des Romans nicht ins Auge, aber die Kombination aus dem Erzählstrang der Gegenwart, den vielen nicht chronologischen Rückblicken in die Vergangenheit aus den unterschiedlichsten Perspektiven, die sich durchaus widersprechen und die Aufnahmen, die Marcus macht, um seinen Roman über den Fall Harry Quebert zu schreiben, sowie die Lektionen sorgen zusätzlich für Spannung und Abwechslung.

Offene Fragen werden selten sofort beantwortet - meist erfolgt dann ein Rückblick oder ein weiterer Umweg. Die vielen Wiederholungen haben mich beim Hören nicht gestört - im Gegenteil, ich war dankbar dafür, so habe ich den Überblick nicht verloren. Und das Ende ist wirklich überraschend!

Und da ist ja noch die außergewöhnliche Liebesgeschichte zwischen der 15-Jährigen und dem über 30 Jahre alten Harry Quebert, der in Nola die Liebe seines Lebens und seine Muse gefunden hat. Auch diese Beziehung und Nola erscheinen immer wieder in einem neuen Licht.

Torben Kessler, der mich beim Hörbuch "Unter der Drachenwand" nicht überzeugt hat, liest diesen Roman so hervorragend, dass ich definitiv auch "Die Geschichte der Baltimores" hören möchte. Das soll noch besser sein.
Das mag ich nach diesem großartigen Roman fast nicht glauben, ob der noch zu übertreffen ist?

Hörbuch
20 Stunden 21 Minuten
gelesen von Torben Kessler

Sonntag, 13. Mai 2018

Karl Ove Knausgard: Im Herbst

- Briefe an die ungeborene Tochter.

Der Roman ist mir auf dem Bloggerportal förmlich ins Auge gesprungen, ich habe ihn tatsächlich wegen des schönen Covers und der Aussicht, Reflexionen eine werdenden Vaters zu lesen, angefordert.  Das, was ich letztlich erhalten habe, hat meine Erwartungen enttäuscht, auch wenn der Autor "als wichtigster norwegischer Autor der Gegenwart" gilt. (Buchumschlag)

Von einer Inhaltsangabe kann ich bei diesem Roman absehen. Genau genommen ist eigentlich keiner, sondern es sind fiktive (?) Briefe an ein ungeborenes Kind, kombiniert mit Betrachtungen zu verschiedenen Gegenständen, Ideen und Gefühlen, die in kleinen Kapiteln (2-3 Seiten) Anlass für Reflexionen und Erinnerungen bieten.

Im ersten Brief gibt der Autor eine Begründung dafür, warum er dieses Buch schreibt:

"Ich will dir die Welt zeigen, wie sie ist und wie sie uns umgibt, die ganze Zeit. Nur indem ich das tue, kann ich selbst sie sehen. Was macht das Leben lebenswert?" (18)

Der Titel "Im Herbst" sowie die Einteilung des Buches in September, Oktober, November suggerieren, dass die betrachteten Gegenstände etc. alle etwas mit dem Herbst zu tun haben, wie die Überschriften Äpfel, Wespen, Stoppelfelder und Vogelzug belegen. Das ist jedoch nur teilweise der Fall, denn es finden sich auch Betrachtungen zu Plastiktüten,

"Die Eigenschaft der Erde sich alles, was in ihr landet, anzuverwandeln, gilt nicht für Plastik, das so hergestellt ist, dass es alles abstößt" (31),

Schweinswalen, Pisse (!) oder Rahmen,

"denn Mensch zu sein, heißt zu kategorisieren, einzuteilen, zu identifizieren und zu definieren, zu begrenzen und einzurahmen." (68)

Viele Reflexionen sind durchaus interessant zu lesen - zum Beispiel zur Bienenzucht. Sie bieten neue Blickwinkel an, geben Denkanstöße und vermitteln Wissen, wie das Kapitel zum Beginn der Fotografie. Aber da keine Geschichte erzählt wird, sondern ausschließlich Gedanken, Wissen und Erinnerungen des Autors zu verschiedenen Themenfeldern wiedergegeben werden, ermüdet man beim Lesen sehr schnell. Ich kann mir vorstellen, dass es ein Buch ist, in dem man immer mal wieder herumblättert, um das ein oder andere Kapitel zu lesen.

Und die Bilder?
Als absoluter Laie im Bereich der Kunst, maße ich mir da kein Urteil an. Die Illustrationen zu den Monaten, das Cover finde ich wirklich schön, mit zwei Bildern zwischen den Kapiteln kann ich dagegen gar nichts anfangen.

Bewertung?
Ich glaube nicht, dass ich mich noch einmal an den Autor heranwage, auch wenn ich ihm damit Unrecht tue.

Buchdaten
Gebundene Ausgabe, 286 Seiten
Luchterhand, 2017




Montag, 7. Mai 2018

Melanie Raabe: Die Wahrheit

- ein packender Psychothriller.

Auch diesen Roman hat meine Tochter für mich ausgesucht und goldrichtig gelegen. Er entwickelt einen regelrechten Sog, so dass ich den Thriller im letzten Drittel nicht mehr aus der Hand legen konnte.


Worum geht es?
Vor sieben Jahren ist Philipp Petersen verschwunden. Als reicher Geschäftsmann war er in Südamerika unterwegs und seine Spur verliert sich auf dem Weg vom Hotel zu einem Meeting.
Aus der Ich- Perspektive Sarahs, seiner Frau, ist ein Teil des Romans erzählt:

"Seither halte ich die Pausen-Taste meines Lebens gedrückt und warte auf ihn. Sieben Jahre Hoffen und Bangen und ein Gefühl absoluten Verlorenseins, das manchmal so stark war, dass ich am liebsten jede Erinnerung an Philipp aus meinem Gedächtnis getilgt hätte." (12)

Halt gibt ihr der achtjährige Sohn Leo, ihre Stelle als Lehrerin und einige wenige Freunde, die sie in Hamburg hat. Sie lebt in dem Haus, das ihre Schwiegermutter ihrem Sohn überlassen hat - eine kühle hanseatische Stadtvilla in Beige, in dem sie sich nicht wohl fühlt.

Und doch geht das Leben weiter, sie lässt sich die Haare abschneiden 🙂 - der Klassiker - und verabredet sich mit einem Arbeitskollegen. Es scheint, als könne sie allmählich zur Normalität zurückfinden, auch wenn sie immer wieder von einem Alptraum geplagt wird.

Im Rückblick erfahren wir aus Philipps Sicht etwas über den Tag der Abreise und darüber, dass die Ehe nicht so rosarot erscheint, wie es uns Sarah bisher verkauft hat - wer sagt die Wahrheit?
Das Kapitel endet damit, dass man nicht weiß, ob Philipp wirklich in den Flieger nach Südamerika gestiegen ist.

In der Gegenwart erhält Sarah einen Anruf, dass Philipp zurückkommt - er wurde befreit und lebt - gerade in dem Moment, als sich ihr Leben wieder zu normalisieren scheint. Voller Anspannung fährt sie am Tag seiner Ankunft zum Flughafen.

"Mein Blick ist starr auf die Flugzeugtür gerichtet, und als sich für einen kurzen Augenblick lang gar nichts tut und ich schon denke, dass alles nur ein Irrtum war, dass irgendetwas furchtbar schief gegangen ist, dass Philipp sich gar nicht in diesem Flugzeug befindet, dass dieses Flugzeug leer ist, keine Piloten, keine Crew, keine Passagiere, ein Geisterflug - da geschieht es. Eine kleine Gruppe von Menschen tritt nach und nach durch die Tür (...) Wo ist Philipp?" (71)

Ein Fremder tritt auf Sarah zu und völlig verwirrt, sprachlos und angespannt, bringt sie nur den Satz heraus, den sie sich zurecht gelegt hat: "Schön, dass du wieder da bist." (76)

Es stellt sich heraus, dass außer Sarah und einem Geschäftspartner, der gerade im Ausland ist, keiner aus ihrem Umfeld Philipp kennt und weiß, wie er wirklich ist und aussieht. Seine Mutter leidet an Demenz. Wer soll ihr glauben, nachdem sie Philipp am Flughafen als ihren Mann begrüßt hat und er Leo auf den Arm genommen hat. Wer glaubt ihr die Wahrheit?

Abwechselnd aus Sarahs Persepektive und der Ich-Perspektive des Fremden geht die Farce weiter und als Leser*in fragt man sich, warum Sarah nicht einfach die Polizei anruft.

"Er ist wie eines dieser Tiere, die in ein fremdes Ökosystem eindringen und es von innen heraus zerstören." (128)

Raabe gelingt es, dass man beim Lesen permanent Hypothesen bildet, die kontinuierlich widerlegt werden, bis am Ende eine völlig plausible Wahrheit steht und deutlich wird, dass die Ich-Perspektive das Geschehen nicht immer verlässlich erzählt.

Bewertung
Der Roman ist sehr spannend und hält gleich mehrere ungewöhnliche Wendungen bereit. Zwischendrin zweifelt man der Glaubwürdigkeit der Geschichte, doch am Ende passt - zumindest für mich - alles zusammen. Es ist wahrhaftig ein Psychothriller, da die Wahrnehmung und das Verdrängen eine große Rolle im Roman spielen.
Die Ich-Perspektive aus den unterschiedlichen Sichtweisen sorgt zusätzlich dafür, dass man immer wieder auf eine falsche Fährte gelockt wird.
Der innere Monolog eröffnet die Möglichkeit in die Gedanken der beiden Antagonisten hineinzuschauen, teilweise werden diese jedoch zu ausführlich geschildert, so dass ich, wenn mir die Erzählzeit all zu sehr "gedehnt" wurde, auch mal quer gelesen habe, weil ich wissen wollte, wie die Handlung weiter geführt wird.

Insgesamt ein gut konstruierter, glaubwürdiger Thriller, der sehr unterhaltsam ist.

Buchdaten
Taschenbuchausgabe, 440 Seiten
btb, 29.August 2016

Vielen Dank an den Verlag für das Lese-Exemplar.

Samstag, 5. Mai 2018

Celeste Ng: Kleine Feuer überall

Für alle, die eigene Wege gehen und überall kleine Feuer legen (5)

Leserunde auf whatchaReadin

Nachdem ich im letzten Jahr den Roman "Was ich euch nicht erzählte" von Ng gelesen habe, wusste ich sofort, dass ich bei dieser Leserunde mitmachen muss. Der Roman beginnt mit einem unerwarteten Ereignis, um dann sukzessive aufzudecken, wie es dazu kommen ist. Den gleichen Aufbau der Handlung hat Ng schon erfolgreich in ihrem letzten Roman angewandt.
Das Buch ist spannend bis zur letzten Seite und so vielfältig, dass ich in dieser Rezension nicht alles aufführen kann. Die Fülle der Beiträge innerhalb der Leserunde zeugen davon, dass er für Diskussionsstoff sorgt.

Worum geht es?

"In jenem Sommer redeten alle in Shaker Heights darüber, wie Isabelle, das jüngste Kind der Richardsons, endgültig durchdrehte und das Haus abfackelte. Während das ganze Frühjahr über die kleine Mirabelle McCullough Gesprächsthema gewesen war - beziehungsweise, je nachdem, auf welcher Seite man stand, May Ling Chow-, gab es endlich neuen aufregenden Gesprächsstoff." (9)

Bereits dieser erste Satz enthält den Kern der ganzen Geschichte. Hat Isabelle tatsächlich das Haus ihrer Eltern angesteckt? Warum sollte sie dies tun?

"Der Feuerwehr zufolge waren es kleine Feuer überall" (15).

Und wer ist die kleine Mirabelle McCullough oder May Ling Chow?

Die Handlung springt ein Jahr zurück, zu dem Zeitpunkt, wenn die Fotokünstlerin Mia Warren mit ihrer 15-jährigen Tochter Pearl das kleine Haus an der Winslow Road von Mrs Richardson mietet, die Journalistin der Lokalzeitung ist. Ihr Mann, ein angesehener Anwalt, und die vier Kinder Lexie, Trip, Moody und Isabelle (12.,11.,10, und 9.Klasse) bilden die zur gehobenen Mittelschicht gehörende Familie Richardson, die in einem großen Haus in Shaker Heights, Ohio, lebt und der es an nichts mangelt.

Shaker Heights, das tatsächlich existiert und in dem die Autorin Ng selbst aufgewachsen ist, ist eine auf dem Reißbrett entstandene Stadt, in der es viele Regeln gibt.

"Dahinter stand die Überzeugung, dass sich Unschickliches, Unangenehmes und Katastrophales vermeiden ließ, wenn man alles nur gut durchdachte." (20)

Moody, der in die gleiche Klasse wie Pearl geht, unterscheidet sich von seinen zunächst oberflächlich und selbstbewusst erscheinenden älteren Geschwistern Lexie und Trip. Während in Shaker Heights niemand Rad fährt, sondern alle mit dem Auto unterwegs sind, widersetzt er sich diesem ungeschriebenen Gesetz und benutzt ein altes Fahrrad ohne Gangschaltung.
Neugierig auf die neuen Mieter besucht er sie und freundet sich mit der gleichaltrigen Pearl an.

"In seinem Leben gab es jetzt ein Davor und ein Danach, und er würde beide immer miteinander vergleichen." (31)

"Ihr vagabundierender, unkonventioneller Lebensstil gefiel ihm, denn im Inneren war Moody ein Romantiker." (42)

Bisher ist Mia immer dann umgezogen, wenn sie ein neues Fotoprojekt abgeschlossen hat. Mit Gelegenheitsjobs überbrückt sie finanzielle Engpässe, bis ihre Galeristin Anita in New York eines ihrer Fotos verkauft hat. Doch jetzt will sie bleiben, das verspricht sie Pearl, die zum ersten Mal wagt, Bindungen einzugehen.

Moody nimmt sie mit zu seiner Familie, zu Lexie und Trip, die nachmittags auf dem Sofa lümmeln, sich gemeinsam Jerry Springer ansehen und darüber streiten.

"Diese Familie verwirrte sie: mit ihrem lässigen Selbstbewusstsein, ihrer offenkundigen Zielstrebigkeit, egal zu welcher Tageszeit. Wenn Moody sie einlud, verbrachte sie Stunden bei ihnen" (47).

Lexie nimmt Pearl unter ihre Fittiche, geht mit ihr "shoppen", nimmt sie mit zu einer Party, auf der sie sie allerdings stehen lässt.
Während sich Pearl in den gut aussehenden Trip verliebt, der sie zunächst kumpelhaft behandelt, entwickelt Moody mehr als freundschaftliche Gefühle für Pearl - eine Konstellation, die für Konflikte sorgen wird.

Nur Isabelle scheint außerhalb dieser Beziehungen zu stehen, sie fällt aus dem Familien-Rahmen:

"Mit zehn war Izzy verhaftet worden, als sie sich in die Humane Society eingeschlichen hatte, um sämtlich streundenden Katzen zu befreien." (54)

Isabelle war eine Frühgeburt, so dass Mrs Richardson von Anfang an Angst um sie gehabt hat, bei "Izzys Anblick überkam sie jedes Mal das Gefühl, dass alles außer Kontrolle geraten konnte wie ein Muskel, den man nicht entspannen konnte." (129)

Ihre permanenten Sorgen um die jüngste Tochter arten mit der Zeit in einen Groll aus, da sich Izzy der Kontrolle entzieht und sich den Grenzen der Mutter, die diese aus Angst gezogen hat, widersetzt.

Während sich Pearl am liebsten bei den Richardsons aufhält, ist es bei Isabelle umgekehrt. In einem Anflug von "Güte" stellt ihre Mutter Mia als Haushälterin ein, die morgens und abends sauber macht und Essen vorbereitet, damit sie den Rest der Zeit an ihren Projekten arbeiten kann. Ein Angebot, das Mia annimmt, um ihre Tochter im Auge zu behalten. Als Izzy von der Schule suspendiert wird, erzählt sie Mia die wahre Geschichte, deren Frage:  "Was willst du jetzt tun?" (98), bringt sie aus dem Konzept.

"Aus diesen Worten sprach die Erlaubnis, etwas zu tun, das man ihr immer verboten hatte: eine Sache selbst in die Hand zu nehmen und Ärger zu machen." (98)

Izzy fühlt eine Verbundenheit zu Mia und bietet ihr an ihre Assistentin zu werden, so dass die Bande zwischen den unterschiedlichen Familien enger werden.

Zwei Ereignisse forcieren die folgende Handlung:
1. Während eines Museum-Besuches entdeckt Pearl eine Fotografie der bekannten Künstlerin Pauline Hawthorne, auf dem ihre Mutter gemeinsam mit ihr als Baby zu sehen ist. Izzy bittet daraufhin, ihre Mutter herauszufinden, wie das Bild ins Museum kommt.

2. Die kleine Mirabelle, die bereits im ersten Satz des Romans Erwähnung findet, wurde von ihrer Mutter vor die Tür einer Feuerwache(!) gelegt. Das wohlhabende Ehepaar McCullogh, die seit Jahren versucht Kinder zu bekommen, hat die Kleine bei sich aufgenommen und bereits ein Adoptions-Verfahren eingeleitet. Per Zufall kennt Mia jedoch die leibliche Mutter -Bebe, eine Chinesin, die ihr Kind gerne zurück hätte, da sich ihre verzweifelte Lebenslage verbessert hat, die jedoch von Seiten der Behörden keinerlei Unterstützung erhält.

"Mit dem Zurücklassen des Kindes, erklärte ihr die Polizei, habe sie ihre Recht verwirkt." (141)

Mia informiert Bebe über den Verbleib ihres Kindes und entfacht damit einen Feuersturm, in den sie selbst gerät. Denn jetzt ist Mrs. Richardson, die auf der Seite ihrer besten Freundin Linda McCullogh steht, bestrebt, das Geheimnis um Mias Foto zu lüften.


Bewertung
Dieser Roman ist so vielschichtig, dass ich nur einige Fragen aufwerfe, vor die man bei der Lektüre gestellt wird und die mich lange beschäftigt haben:

Warum wühlt Mrs Richardson in Mias Leben und besucht sogar deren Eltern. Eine übergriffige Handlung, wie kann sie das vor sich selbst rechtfertigen?

"Nicht einmal vor sich selbst würde sie zugeben, dass es gar nicht um das Baby gegangen war. Es war um etwas Kompliziertes gegangen, um das dunkle Unbehagen, das diese Frau in ihr auslöste und das Mrs Richardson lieber unter Verschluss gehalten hätte." (161)

Der Roman stellt mit Shaker Heights und den Richardsons auf der einen Seite und der Künstlerin Mia auf der anderen Seite zwei konträre Lebensentwürfe gegenüber und Mrs Richardson muss sich so mit ihren Lebensentscheidungen und ihrem dunklen Unbehagen, den Grautönen auseinander setzen.

"Warum sollte jemand anders leben wollen als Sie?" (344)

Die Protagonisten des Roman werden immer wieder vor ein moralisches Dilemma gestellt:
Zu wem gehört die kleine Mirabelle oder May Ling Chow? Zu ihrer biologischen Mutter oder zu der Familie, die ihre die besten Lebenschancen geben kann und sie auch von Herzen liebt?
Und was ist mit ihrer Kultur? Ihrer chinesischen Herkunft? Wie soll der Richter entscheiden?
Hat die Mutter mit dem Aussetzen des Kindes ihr Recht verwirkt? Hat sie eine 2.Chance verdient?

Die Antworten auf diese Fragen sind nicht einfach zu geben und werden von den Beteiligten ausführlich diskutiert - es gibt immer mehrere Sichtweisen und nicht immer helfen Regeln weiter.

"Das Problem mit Regeln aber war, (...) dass sie eine richtige und eine falsche Handlungsweise voraussetzten. Meistens war es doch aber so, dass kein Weg ganz falsch und ganz richtig war und man sich eher auf einer Gratwanderung befand." (307)

Alle Figuren begeben sich auf diesen schmalen Grat und müssen wichtige Entscheidungen treffen oder haben sie bereits getroffen und müssen jetzt mit den Folgen leben.
Daneben steht auch das Beziehungsgeflecht zwischen den Jugendlichen mit Verliebtsein, Freundschaft, erstem Sex, Trennung und Verrat im Zentrum des Romans.

Und dann bleibt die Frage, wer die kleinen Feuer gezündet hat. War es wirklich Izzy und warum sollte sie das tun?

Last but not least, die wunderbare Sprache, die zum Mitfühlen einlädt - und jetzt ist Schluss.
Meine Empfehlung, den Roman lesen! Es lohnt sich.

Buchdaten
Gebundene Ausgabe, 384 Seiten
dtv, 20. April 2018