Dienstag, 19. September 2017

Anne B. Ragde: Sonntags in Trondheim

- ein unterhaltsamer Abschluss der Familiensaga.

Klappentext Rückseite
Taschenbuch, 352 Seiten
btb Verlag, 14. August 2017

Der Roman ist der letzte Teil der Geschichte um die Familie Neshov, die mit "Das Lügenhaus" begonnen hat und in "Einsiedlerkrebse" und "Hitzewelle" fortgeführt wird.

Anna Neshov hat gemeinsam mit ihrem Schwiegervater Tallak drei Söhne gezeugt und ihren eigentlichen Ehemann Tormod bevormundet und menschenunwürdig behandelt.
Der älteste Sohn Tor ist nach dem Tod der Mutter auf dem Hof geblieben und hat die Schweinezucht weitergeführt, während Margido ein Bestattungsunternehmen eröffnet hat und der jüngste, Erlend, nach Dänemark geflüchtet ist. Dort lebt er mit Krumme zusammen und gemeinsam mit dem lesbischen Pärchen Jytte und Lizzi haben sie beschlossen Kinder in die Welt zu setzen. Torunn, Tors Tochter aus einer kurzen Affäre, hilft ihrem Vater auf dessen Hof, als er in einer ausweglosen Situation steckt. Dann stirbt er an einem Herzinfarkt. Am Ende des letzten Bandes läuft Torunn davon, da Erlend und Krumme aus den Silos auf dem Hof schicke Ferienwohnungen gestalten wollen und sie glaubt, jeder missbrauche sie für seine Zwecke. Seitdem steht der Hof leer und Tormod lebt in einem Altenheim.

Inhalt
Klappentext Vorderseite
Einige Jahre danach setzt die Handlung ein. Torunn hat ihre Beteiligung an der Tierklinik verkauft und lebt wieder mit Christer zusammen, ein Mann, der sein Geld mit Aktiengeschäften verdient und Schlittenhundrennen fährt. Und der sie schamlos betrügt, worüber sich ihre Freundin Margaret furchtbar aufregt. Lange nimmt Torunn dies hin, doch irgendwann ist es ihr zuviel. Sie beschließt kurzentschlossen ihren Onkel Margido aufzusuchen, der aus allen Wolken fällt. Abwechselnd aus der Sicht Margidos, Torunns und Erlends wird der erste Teil des Romans erzählt. Erlend ist inzwischen Vater und im Rückblick erfahren die Leser*innen, wie er und sein Partner die Zeit der Schwangerschaft ihrer lesbischen Freundinnen erlebt haben, wie die Kinder auf die Welt gekommen sind und sich im Leben der beiden Paare eingerichtet haben - bis ein Herzinfarkt Krummes diese Welt ins Wanken bringt.
Der zweite Teil fokussiert sich auf Torunn, die mit 40 Jahren beschlossen hat, ihrem Leben eine neue Richtung zu geben. Sie will zum Hof zurückkehren und einen neuen Anfang wagen - mit ihrer Familie.

Bewertung
Nachdem der letzte Band der Reihe etwas abrupt geendet hat und viele Fragen offen geblieben sind, schließt die Autorin mit diesem Teil die Familiengeschichte glücklich ab. Ein schöner Unterhaltungsroman, mit Humor und melancholischen Szenen, der aber nicht an den ersten Roman dieser Reihe herankommt, in der ein dunkles Familiengeheimnis - die Identität des wahren Vaters der drei Jungen - im Vordergrund gestanden hat. Torunn entwickelt sich als Figur und gibt ihrem Leben eine neue Richtung. Witzig sind die Schilderungen Erlends über die Schwangerschaft und die Zeit danach - die ungewöhnliche Konstellation, dass ein schwules Pärchen mit einem lesbischen beschließt Kinder in die Welt zu setzen, hat einen gewissen Charme.

Insgesamt gute Unterhaltung, nicht mehr, aber auch nicht weniger ;)