Samstag, 30. September 2017

Anna Porter: Mord auf der Buchmesse

- Doppelmord auf der Frankfurter Buchmesse.

Lesen mit Mira

Taschenbuch, 447 Seiten
Econ&List, 1999

So kurz vor der Frankfurter Buchmesse hat Mira den Vorschlag gemacht, diesen Krimi zu lesen - auch wenn er im englischen Original schon vor gut 20 Jahren erschienen ist.



Worum geht es?
Margaret Drury Carter, Bestsellerautorin romantischer Historienromane, hat einen neuen Literaturagenten -Andrew Myles, der ihr prompt einen großen Deal beschert hat.
An den kanadischen Verleger A&M, für den die Lektorin Marsha Hillier arbeitet, hat er die Rechte für drei Romantik-Thriller verkauft - für 20 Millionen Dollar. Darin enthalten ein "fetter" Vorschuss, natürlich auch für ihn.

Marsha, die Protagonistin des Romans, befindet sich zu Beginn der Handlung auf der Bertelsmann- Party auf der Frankfurter Buchmesse und will ein Gespräch mit Andrew über das versprochene Manuskript des ersten der drei Romane von Drury Carter führen.

"Als sie sich auf die weiche, schwarzlederne Lehne seines Sessels setzte, sackte Andrew Myles leicht nach vorne. (>Was genau meinen Sie mit sacken?<, sollte die Polizei später fragen.)" (S.17)

">Andrew<, sagte Marsha leichthin, >ich frage mich, ob Sie nicht vielleicht etwas für mich haben.< Andrew Myles antwortete nicht. Er war bereits tot." (S.18)

Es stellt sich heraus, dass er mit flüssigem Nikotin vergiftet wurde, auf einer Party mit über 500 Gästen. Keine leichte Aufgabe für den deutschen Kommissar Hübsch, der auch die Lektorin Marsha verdächtigt, die sich in der Nacht nach dem Mord mit ihrer jährlichen Buchhandels-Affäre, dem norwegischen Verleger Bertil, tröstet.

Die Welt der Verleger und Literaturagenten gerät ins Wanken, als es den zweiten Toten gibt:
Jerry Haines, Hauptgeschäftsführer des Fennell-Konzerns, der angeblich ebenfalls die Rechte an den Drury Carter Romanen erworben haben will. Ein Umstand, der bei Marsha für Verwirrung sorgt.
Hat Andrew sie betrogen? Im Rückblick erscheint er als windiger Geschäftsmann, der vor seiner Tätigkeit als Literaturagent an der Börse Geld gemacht hat.

"Sich an die Regeln zu halten, hatte seiner Ansicht nach nur den einen Sinn und Zweck, den anderen das angenehme Gefühl zu geben, daß man ihre Gewohnheiten akzeptierte. Andrew hatte nicht die Absicht, angenehme Gefühle hervorzurufen." (S.38)

Als Marsha wieder in New York ist, stellt sich heraus, dass der Vorschuss, den Andrew erhalten hat, nie bei der Bestsellerautorin angekommen ist. Diese möchte sich jedoch ein Haus auf der kanadischen Insel Grand Manan kaufen und verlangt den zweiten Teil des Vorschusses, obwohl das Manuskript, das Marsha bereits gelesen hat, nicht den Erwartungen entspricht.
So beschließt Marsha zur Insel zu fahren, um selbst mit Margaret zu sprechen - gegen deren Willen und vor allem gegen den Willen ihrer Nichte Elinor, die sich um alle Belange ihrer Tante kümmert.
Auch Marshas beste Freundin Judith, die eine Reportage für Home&Garden über die Autorin und deren Cottage schreiben will, reist gemeinsam mit ihrem halbwüchsigen Sohn Jimmy auf die neblige und malerische Insel.
Es gelingt ihr jedoch nicht, die Bestsellerautorin zu interviewen, die sich zu verschanzen scheint.
Das Ende wartet mit einem packenden Finale und einer interessanten Wendung auf.

Bewertung
Der erste Teil vermittelt einen guten Eindruck in die Literaturszene, in der es letztlich auch ums harte Geschäft geht und darum, dass die Verkaufszahlen stimmen. Besonders die beiden Kanadier Thurgood und Morris, die Inhaber des A&M Verlages, die selbst kein Interesse am Lesen haben, sondern nur am Profit, repräsentieren das Verlags-"Buisness", in dem Andrew Myles mit seiner Geldgier nur ein kleines Rädchen ist. Dazu passt auch die ominöse Saddam Hussein-Biografie, an der er mit verdienen will. Politische oder moralische Verantwortung scheint ihn - im Gegensatz zur Protagonistin - nicht zu kümmern.
Am Ende stellt sich heraus, dass Andrew mit Manuskripten und dem Geld aus den Vorschüssen skrupellos umgegangen ist und genau wie an der Börse spekuliert hat. Insofern desillusioniert der Roman eine Welt, von der wir gerne nur die fertigen Produkte - die literarischen Werke - betrachten, ohne zu hinterfragen, welches Millionen Geschäft zumindest hinter den Bestsellern steckt.
Der zweite Teil ist dann eher ein klassischer Krimi mit Spannungsbogen, falschen Fährten und einem "Showdown" mit entsprechender überraschender Wende.

Der Roman ist nur noch antiquarisch erhältlich - schade eigentlich.

Hier geht es zu Miras Rezension.