Dienstag, 8. August 2017

Marion Bischoff: Heidelbeerkind

- ein historischer Liebesroman.

Taschenbuchausgabe, 268 Seiten
Rhein-Mosel-Verlag, 20. März 2017


Der Roman wurde von der Autorin zur Verfügung gestellt, vielen Dank an den Rhein-Mosel-Verlag, der mir das Rezensionsexemplar zugeschickt hat.

Inhalt
Der Liebesroman spielt in Clausen, im Pfälzer Wald, unweit von Pirmasens. Im August 1944 entdeckt die junge Elise, deren Vater und Verlobter beide im Krieg ums Leben gekommen sind und die mit ihrer Mutter, ihrem Großvater und kleinen Bruder Hans zusammen auf einem kleinen Hof lebt, in einem Heidelbeergebüsch einen verletzten Deserteur. Sie hilft ihm in die Waldhütte ihres Vaters und versorgt seine Wunde. In den folgenden Nächten schleicht sie sich heimlich aus dem Haus, um dem sympathischen und schwer verwundeten Julius zu helfen.
Ihr Freund Ferdinand, der wegen einer Beinverletzung nicht im Krieg ist, dient sich dagegen dem Hitler Regime an und arbeitet für den Ortsgruppenleiter Müller. Elise hat kein Verständnis dafür, hat ihr der Krieg doch ihren Vater und Verlobten genommen. Der Gedanke den Deserteur zu verraten, kommt ihr nicht, obwohl sie sich der Gefahr, der sie sich aussetzt, durchaus bewusst ist. Nur ihren Großvater weiht sie ein, da die Julius Wunde zu eitern beginnt und er Gefahr läuft am Fieber zu sterben.
Während der Pflege verliebt sich Elise in den gut aussehenden Deserteur, kann jedoch niemandem davon erzählen. Kann sie ihrer besten Freundin Greta vertrauen, die sich grämt, da sie in Ferdinand verliebt ist? Der seinerseits tut alles, um Elise für sich zu gewinnen. Während die Mutter Elise dazu drängt, eine Ehe mit Ferdinand einzugehen, da er als Nazi immer an Sonderrationen herankommt und das Überleben im Krieg auf dem Spiel steht, will Elise auf ihr Herz hören.
Kann sie ihre Familie im Stich lassen? Wem kann sie vertrauen? Und dann wird das Dorf auch noch bombardiert...

Bewertung
Marion Bischoff hat für ihren Roman mit vielen Zeitzeugen gesprochen und das spiegelt dieser auch wider. Sowohl die Bombardierung Clausens als auch die Situation Elises, der Hunger, die Verzweiflung, nicht mehr genug zum Leben zu haben, lässt die Leser*innen mit der sympathischen Protagonistin mitfühlen, die in manchen Situation allzu naiv agiert. Trotzdem sind ihre Handlungen und ihr Verhalten glaubwürdig. Besonders gut hat mir gefallen, dass fast keine der Figuren schwarz/weiß gezeichnet ist. Selbst Ferdinands Verhalten, das nicht immer uneigennützig ist, bleibt verständlich. Nur Gretas Verhalten und Elises Vertrauen gegenüber ihrer Freundin konnte ich nicht nachvollziehen - diese Beziehung bleibt rätselhaft.
Während der Mittelteil mit der nächtlichen Pflege, die sich täglich wiederholt, Längen hat, ist der Schluss temporeich und sehr realitätsnah.
Weiterer Kritikpunkt ist der sentimentale Sprachstil, der mich an Romane wie "Die Nachtigall" und "Honigtot" erinnert und der Situation, in der sich die Protagonisten befinden, nicht immer gerecht wird.

+++Spoiler+++
Die Behandlung Elises durch die Dorfbewohner, als das "Ergebnis" der unehelichen Liebe sichtbar wird, ist schockierend, aber realistisch dargestellt. Auch ihre Mutter hat so reagiert, wie man es in dieser Zeit erwarten würde. Unglaublich eigentlich, obwohl sie am Ende ein Einsehen hat.
Sehr positiv habe ich empfunden, dass die Autorin auf ein offensichtliches Happy End verzichtet hat, was in diesem Fall nicht authentisch gewesen wäre. Ein mögliches ist denkbar und bleibt der Fantasie der Leser*innen überlassen.